Eine jetzt veröffentlichte internationale Vergleichsstudie des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg zeigt deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich beim Thema Nachhaltigkeit nur im Mittelfeld. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle “International Corporate Sustainability Barometer“. Es basiert auf Angaben von über 450 Großunternehmen aus insgesamt elf Ländern. Die Organisationen gewährten Forschern des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg Einblicke in ihre Nachhaltigkeits- und Corporate Social Responsibility (CSR)-Aktivitäten.
Japan und Großbritannien Vorreiter
Deutsche Unternehmen belegen zwar bei keinem der untersuchten Nachhaltigkeitsthemen einen hinteren Rang, bewegen sich aber zumeist nur im Mittelfeld. Die vom CSM in Zusammenarbeit mit zehn Partnerorganisationen vorgenommene Untersuchung analysiert den aktuellen Stand und die Fortschritte von Nachhaltigkeitsmanagement und CSR in 468 großen Unternehmen aus insgesamt elf Ländern in Asien, Australien, Europa und Nordamerika. Vor allem japanische und britische Unternehmen sind den deutschen Wettbewerbern voraus. Sie verankern ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten breiter in der Organisation, indem sie zum Beispiel mehr betriebliche Abteilungen einbeziehen. Britische Unternehmen setzen Instrumente des Nachhaltigkeitsmanagements besonders häufig ein, während japanische Unternehmen stark auf entsprechende Standards setzen. Schlechter schneiden stärker dienstleistungsorientierte Länder wie Belgien und die Schweiz ab. Sie landen bei überdurchschnittlich vielen Themen des Nachhaltigkeitsmanagements auf den hinteren Plätzen.
Mit Südkorea weist neben Japan eine weitere produktionsintensive Volkswirtschaft auf einigen Feldern besondere Stärken auf. Koreanische Firmen sehen sich mit hohen Anforderungen durch Stakeholder konfrontiert und reagieren mit einem intensiven Management ihrer Stakeholder-Beziehungen darauf. Die Messung der Auswirkungen des Nachhaltigkeitsengagements auf Geschäftserfolg und Wettbewerbsfähigkeit spielt für spanische, französische und koreanische Unternehmen eine besonders Rolle. CSM-Leiter Prof. Stefan Schaltegger bewertet das als eine Maßnahme, “die für die tatsächliche Integration ökologischer und sozialer Belange in Unternehmen langfristig unerlässlich ist.”
Öffentlicher Druck ist länderübergreifend der Antrieb für Nachhaltigkeit
Erstaunlich einig sind sich die befragten Unternehmen bei der Frage nach dem “Warum” ihres Nachhaltigkeitsengagements. Vor allem der gesellschaftliche Druck, etwa durch Nichtregierungsorganisationen oder Medienberichterstattung, motiviert sie, sich bei ökologischen und sozialen Themen zu engagieren. Neben CSR- und Nachhaltigkeitsabteilungen ist in den unterschiedlichen Ländern dabei mehrheitlich die Unternehmenskommunikation involviert, denn die Unternehmen ergreifen in erster Linie Maßnahmen, die ihrer Reputation dienen. Marktorientierte Maßnahmen, wie etwa die Entwicklung nachhaltigkeitsorientierter Innovationen, spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Das ist bedauerlich – und erstaunlich, denn immerhin hat eine ZVEI-Studie bereits 2012 gezeigt, dass Energieeffizienz in der Produktion sich unmittelbar und damit marktrelevant rechnen kann: “60 Milliarden Kilowattstunden könnte die deutsche Industrie […] durch intelligente Prozessautomatisierung einsparen – und das jedes Jahr allein in den Bereichen Druckluft, Dampf, Kühlung, Heizen und Beleuchtung. […] Entscheidend für den Erfolg von Energieeinsparmaßnahmen ist, dass sie im Kontext eines umfassenden Energiemanagements erfolgen.”
Download der CSM-Studie (engl.) sowie einer Ergebnis-Zusammenfassung (dtsch.)
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